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Burg Querfurt
Burg Querfurt (Nürnberg Luftbild, Hajo Dietz)

Burg Querfurt

Steckbrief

  • gewaltige Burganlage mit drei Bergfrieden und romanischer Burgkirche
  • Ersterwähnung Ende des 9. Jahrhunderts als »Curnfurdeburg«
  • Lebensort des hl. Brun von Querfurt
  • Reichsburg, Sitz der edelfreien Familie der Herren von Querfurt bis 1496
  • im 17. Jahrhundert Festung und barocke Fürstenresidenz der Herzöge von Sachsen-Weißenfels
  • namensgebend für das Reichsfürstentum Sachsen-Querfurt (1663–1815)
  • seit 1911 Museum
  • heute filmtouristischer Ort »FilmBurg Querfurt«, Burg- und Regionalmuseum mit Dauerausstellung »Leben in Krieg und Frieden«

Sonderausstellung

Der Heilige und der Protestant. Herzog Christian von Sachsen-Weißenfels in Querfurt
21. Mai bis 10. September 2017

www.burg-querfurt.de

Der Heilige und der Protestant

Querfurt als Glaubensort

Einst war Querfurt Zentralort einer ganzen Region – als Reichsburg, Zentrum einer Adelsherrschaft, Hauptstadt eines Reichsfürstentums und Kreisstadt. Die Wurzeln des örtlichen Brauchtums reichen rund tausend Jahre zurück.

Der Heilige: Brun von Querfurt (etwa 974/75–1009)

Brun wurde etwa 975 in der Burg Querfurt geboren. Nach theologischen Studien in Magdeburg diente er als kaiserlicher Kaplan unter Otto III. Im Jahr 1004 folgte die Weihe zum Missionsbischof. Brun reiste zur Christianisierung in Gebiete des heutigen Ungarn, Rumänien, Polen, der Ukraine und Litauen. Die ersten Nachweise des römisch-katholischen Christentums dort sind unmittelbar mit seiner Person verbunden. Im Jahre 1009 wurde Brun von den Pruzzen im heutigen Nordpolen erschlagen.

Über die Jahrhunderte unvergessen

In Querfurt standen und stehen verschiedene Örtlichkeiten mit Brun in Verbindung. So zeigte man lange die »Trittspur« seines Esels im Gestein am Weg zum Burgtor. Es gab Brunskapellen, eine Br(a)unsmühle, eine Br(a)unsgasse, einen Br(a)unsberg. Diese Orte sind bisweilen vergessen, andere aber sind präsent geblieben:

  1. Burgkirche, Kessel und Eisenschuhe Schon Brun soll in der Querfurter Burg eine Kirche gestiftet haben. Die heutige Burgkirche entstand im 12. Jahrhundert. An ihr wirkten mit Chorherren Stiftsgeistliche, die gemeinsam mit der Herrschaftsfamilie das Traditionsdenken auf den Vorfahren Brun richteten. Wertvolle Kunstwerke bezeugten das in der Kirche: so eine Goldtafel mit Szenen aus Bruns Leben, die aber in der Reformationszeit verloren ging. Ab 1561 werden in der Kirche jedoch andere »Sachzeugen« fassbar – ein Kessel und ein Paar Eisenschuhe. Stehen sie wirklich mit dem Heiligen in Verbindung? Waren sie schon immer dort? Entdecken Sie die spannende Geschichte dieser Stücke auf Ihrem Rundgang durch die Kirche. In der Dauerausstellung des Museums ist zudem ein Raum dem Thema »Brun von Querfurt und Europa« gewidmet.
  2. Der Br(a)unsbrunnen und die achtfache Taufe Unterhalb der Burg liegt in Thaldorf der Br(a)unsbrunnen. Im Brunnen taufte Brun die geretteten acht Kinder seines Bruders. Die Querfurter »Mehrlingsgeburtssage« ist bis heute sehr bekannt. Besuchen Sie doch diesen meist stillen Ort – und vielleicht erzählt Ihnen jemand aus alter Zeit?!
  3. Die Kapelle Esenstedt und der störrische Esel Im Jahr 1008 soll bei der Abreise Bruns nach Preußen der Reitesel ohne Grund auf grüner Wiese gebockt haben. War das ein Zeichen? War es Teufelswerk? Jedenfalls verschob der Heilige seine Abreise, seinem Martyrium entging er aber nicht. An dieser Stelle stifteten seine Verwandten eine Kapelle, die später als Gefängnis, Gaststätte und heute als Wohnhaus dient.

Heilige Souvenirs

Andenken gefällig? Was lag in Querfurt näher, als eine Eselfigur mit Reisendem anzubieten? Die Produktion befand sich allein in der Hand der Querfurter Töpfer. Die traditionellen Reiterfigürchen waren gleichermaßen fromme Erinnerung, Kinderspielzeug und Sammelobjekt. Heute sind sie eher Museumsstücke, doch auf der Burg kann man sie noch kaufen!

Verehrung trotz Reformation

Brun war ein lokaler Volksheiliger und im Mittelalter galt seiner Person katholische Heiligenverehrung. Damit brach die Reformation grundsätzlich – doch in Querfurt bis heute erfolglos. Manch evangelischer Geistliche war darüber bisweilen besorgt. Im Grunde aber können alle damit gut leben.

Der Protestant: Herzog Christian von Sachsen-Weißenfels

Seit 1712 regierte im inzwischen zum Reichsfürstentum erhobenen kleinen Querfurter Land Herzog Christian (1682–1736). Er gehörte zu einem der wichtigsten protestantischen Fürstenhäuser, den Wettinern. Doch 1697 trat Kurfürst August der Starke zum Katholizismus über! Als beauftragter Direktor aller evangelischen Reichsstände sah sich nun Christian als einziger legitimer Bewahrer eines protestantischen Sachsen.

Die evangelische Burgkirche – Tradition, Glaube und Herrschaft

Im Mai 1712 hatte Christian den unvollendeten Umbau der Querfurter Burgkirche besichtigt und die Fertigstellung beschlossen. Neben der Sangerhäuser St. Trinitatiskirche war Querfurt sein zweites Großprojekt. Als Auftakt zum Jubiläumsjahr 1717 ließ der Herzog die neue Burgkirche am Reformationstag 1716 prachtvoll einweihen. Mit diesem klaren Signal Richtung Dresden verband er eine Würdigung seiner landesherrlichen Vorfahren im Querfurter Land. Der Fürst forderte durch Inschriften zum Gebet auf und stellte seine Leistung als Stifter heraus. Es ist bemerkenswert, dass Christian dabei die an den heiligen Brun erinnernden Objekte am Platz beließ.


Der hl. Brun von Querfurt auf dem Esel reitend (Burg Querfurt, eine Illustration von Rossen Andreev)
Der Eisenschuh angeblich aus der Zeit des hl. Brun (Burg Querfurt)
Querfurter Wiesenesel (Burg Querfurt)
Inschriftenkartusche in der Burgkirche von Herzog Christian von Sachsen-Weißenfels (Burg Querfurt)
Burg Querfurt mit der Burgkirche, dem Marterturm, links, und dem »Dicken Heinrich«, rechts (Burg Querfurt)

Zurück in uralte Zeit

Unweit der Burg Querfurt wurde 1991 ein Gräberfeld aus dem späten 3. Jahrtausend v. Chr. entdeckt. Die Gräber enthielten Beigaben für die Fahrt der Toten ins Jenseits.

Solch eine typische Bestattung ist im Museum zu sehen. In der Ausstellung können Sie weitere Grabbeigaben aus jüngeren Epochen, darunter ein kreuzverziertes Gefäß aus dem 4. bis 6. Jahrhundert n. Chr., bewundern. Handelt es sich hier um bloße Zierde oder liegt ein frühes Zeugnis christlichen Einflusses vor?


Ein Hockergrab zur Zeit seiner archäologischen Bergung (Burg Querfurt)
Das Hockergrab in der Dauerausstellung des Museums (Burg Querfurt)
 

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