Der Heilige und der Protestant. Herzog Christian von Sachsen-Weißenfels in Querfurt
21. Mai bis 10. September 2017
Einst war Querfurt Zentralort einer ganzen Region – als Reichsburg, Zentrum einer Adelsherrschaft, Hauptstadt eines Reichsfürstentums und Kreisstadt. Die Wurzeln des örtlichen Brauchtums reichen rund tausend Jahre zurück.
Brun wurde etwa 975 in der Burg Querfurt geboren. Nach theologischen Studien in Magdeburg diente er als kaiserlicher Kaplan unter Otto III. Im Jahr 1004 folgte die Weihe zum Missionsbischof. Brun reiste zur Christianisierung in Gebiete des heutigen Ungarn, Rumänien, Polen, der Ukraine und Litauen. Die ersten Nachweise des römisch-katholischen Christentums dort sind unmittelbar mit seiner Person verbunden. Im Jahre 1009 wurde Brun von den Pruzzen im heutigen Nordpolen erschlagen.
In Querfurt standen und stehen verschiedene Örtlichkeiten mit Brun in Verbindung. So zeigte man lange die »Trittspur« seines Esels im Gestein am Weg zum Burgtor. Es gab Brunskapellen, eine Br(a)unsmühle, eine Br(a)unsgasse, einen Br(a)unsberg. Diese Orte sind bisweilen vergessen, andere aber sind präsent geblieben:
Andenken gefällig? Was lag in Querfurt näher, als eine Eselfigur mit Reisendem anzubieten? Die Produktion befand sich allein in der Hand der Querfurter Töpfer. Die traditionellen Reiterfigürchen waren gleichermaßen fromme Erinnerung, Kinderspielzeug und Sammelobjekt. Heute sind sie eher Museumsstücke, doch auf der Burg kann man sie noch kaufen!
Brun war ein lokaler Volksheiliger und im Mittelalter galt seiner Person katholische Heiligenverehrung. Damit brach die Reformation grundsätzlich – doch in Querfurt bis heute erfolglos. Manch evangelischer Geistliche war darüber bisweilen besorgt. Im Grunde aber können alle damit gut leben.
Seit 1712 regierte im inzwischen zum Reichsfürstentum erhobenen kleinen Querfurter Land Herzog Christian (1682–1736). Er gehörte zu einem der wichtigsten protestantischen Fürstenhäuser, den Wettinern. Doch 1697 trat Kurfürst August der Starke zum Katholizismus über! Als beauftragter Direktor aller evangelischen Reichsstände sah sich nun Christian als einziger legitimer Bewahrer eines protestantischen Sachsen.
Im Mai 1712 hatte Christian den unvollendeten Umbau der Querfurter Burgkirche besichtigt und die Fertigstellung beschlossen. Neben der Sangerhäuser St. Trinitatiskirche war Querfurt sein zweites Großprojekt. Als Auftakt zum Jubiläumsjahr 1717 ließ der Herzog die neue Burgkirche am Reformationstag 1716 prachtvoll einweihen. Mit diesem klaren Signal Richtung Dresden verband er eine Würdigung seiner landesherrlichen Vorfahren im Querfurter Land. Der Fürst forderte durch Inschriften zum Gebet auf und stellte seine Leistung als Stifter heraus. Es ist bemerkenswert, dass Christian dabei die an den heiligen Brun erinnernden Objekte am Platz beließ.
Unweit der Burg Querfurt wurde 1991 ein Gräberfeld aus dem späten 3. Jahrtausend v. Chr. entdeckt. Die Gräber enthielten Beigaben für die Fahrt der Toten ins Jenseits.
Solch eine typische Bestattung ist im Museum zu sehen. In der Ausstellung können Sie weitere Grabbeigaben aus jüngeren Epochen, darunter ein kreuzverziertes Gefäß aus dem 4. bis 6. Jahrhundert n. Chr., bewundern. Handelt es sich hier um bloße Zierde oder liegt ein frühes Zeugnis christlichen Einflusses vor?